Dass die Russen spinnen, ist ja inzwischen nichts neues mehr.
Zur Untermalung dieser These, hier die drei aktuellsten Beispiele.
Beispiel Nr. 1:
Vorgestern.
Am Abend des ersten Weihnachtstages saßen wir noch zu dritt in der Küche und Saskia gelüstete es gegen halb 2 noch nach Bier. mal eben kurz zum Späti gehen ist aufgrund der Ausgehsperre ab 22h natürlich ausgeschlossen und überhaupt darf man ja eigentlich im Wohnheim eh keinen Alkohol konsumieren. Wenn man sich allerdings nicht grade mit einem 5-Liter-Bottich Bier (sowas gibts hier nämlich) oder mit flaschenweise Wodka am Eingang kontrollieren lässt wird über dieses Verbot großzügig hinweggesehen.
Und, ja, man kann sogar hier im Wohnheim Bier kaufen. Heimlich bei den wachthabenden Babuschki. Natürlich überteuert, aber trotzdem bezahlbar.
Ich ging also mit Saskia runter zum heimlichen Verkauf. Dummerweise erwartete uns im Gang schon ein ochrannik (Security-Typ). Glücklicherweise der netteste, dens hier gibt. Er konnte also unser Bierverlangen am Weihnachtsabend sehr gut nachvollziehen und begleitete uns zur babuschka. Diese teilte uns jedoch mit, dass es kein Bier gäbe. Nicht nur das, sie stritt auch vehement ab überhaupt jemals Bier verkauft zu haben.
Also sagte Grigorij (der ochrannik), er würde jetzt zu seinem Posten um die Ecke(10 m) gehen, wir sollten der Bierfrau sagen, er sei gegangen. Es ging also demonstrativ den Gang ruter, schlug eine nichtvorhandene Tür hinter sich zu und machte laut Musik an.
Wir klopften nochmal und fragten, ob sie nicht doch, weil doch Weihanchten sei, Bier hätte. Der ochrannik sei weg...
Und, siehe da.
Plötzlich ist das kein Problem mehr. Klar gibts Bier. Wieviele Dosen wir denn wollten...
Eigentlich zum totlachen, wenn nicht das ganze Land hier so funktionieren würde.
Ahhhhh!!
Beispiel Nr. 2:
Gestern.
Gegen acht Uhr abends beschlossen Maria, Miriam und ich spontan in eine Kneipe zu gehen um den Abend über mal woanders als in unserer Küche rumzusitzen. (Um 10 hätten wir ja eh wieder da sein müssen.) Wir liefen also wohlgelaunt durch die frische Winterluft zur schon erprobten und eigentlich als nett befundenen Kneipe "Zum Stipendium". Es wurde grade ein Tisch frei und wir setzten uns. Doch damit ist alles positive auch schon erzählt.
Es kam eine äußerst unfreundliche Kellnerin (kein Wort zur Begrüßung und typisch russischer, lächelloser Gesichtsausdruck) um den Tisch, der ja kurz vorher noch besetzt gewesen war, zu desinfizieren(ja, nicht einfach nur abwischen, immerhin.) Dann brachte sie den Lappen weg und knallte uns eine Karte auf den Tisch. Weiterhin wortlos.
Wir bestellten zwei Milchshakes und einen Tee.
Die Teetasse war dreckig und mein Schokomilchshake präsentierte sich als ungesund rosa aussehendes Eis mit Möchtegern-Schokostreuseln. Marias Abrikosenshake ließ ewig auf sich warten und war dann auch rosa. Auf meine Beschwerde hin, wurde das Eis wieder weggetragen und eine Minute später bekam ich ein Glas mit ungesund rosa aussehender Flüssigkeit mit braunen Krümeln drin.
Währenddessen hatten wir unsere UNO-Karten ausgepackt und angefangen zu spielen. Als mein rosa Etwas kam, zischelte die Kellnerin irgendetwas unverständliches, was wir (aufgrund von Unverständnis) ignorierten.
Eine halbe Minute später kam eine andere Kellnerin angerannt, fegte fast unsere Karten vom Tisch und eröffnete uns in äußerst unfreundlichem Tone, dass Kartenspielen in der Öffentlichkeit verboten sein.
Ok...öffentliches Glücksspiel ist auch in Deutschland untersagt, aber das kann man auch anders sagen, vor allem wenn man weiß, dass da völlig harmlos aussehende, ausländische Mädchen ein farbenfrohes Kinderspiel spielen.
Wir tranken unsere gewöhnungsbedürftigen Getränke aus, bestellten die Rechnung, bezahlten zum Glück nur ca. drei Euro und kehrten so äußerst unzufrieden und leicht aufgebracht nach einer halben Stunde von unserem spontanen Ausflug in die Öffentlichkeit in unsere inzwischen eingewohnte Wohnheimküche zurück.
Ahhhhhhhhh!!!
Schokolade?
Beispiel Nr. 3:
Heute.
Vor ein paar Stunden kam Saskia empört in die Küche gestürmt, mit der Neuigkeit, dass dieses Jahr (zum ersten Mal) angeblich alle russischen Studenten über die Weihnachtsferien das Wohnheim verlassen müssen. Müssen.
Es weiß zwar noch keiner, aber es gibt ein neues Gesetz (gibts hier desöfteren mal, bedeutet nie was gutes), das besagt, dass das Wohnheim in den zwei Ferienwochen, abgesehen von uns deutschen und ein paar vereinzelten anderen ausländischen Studenten, sozusagen leerstehen soll.
Warum?
Ist halt so.
Ich find diese Willkürlichkeit zwar ätzend, aber die Tatsache an sich stört mich persönlich jetzt nicht so, da ich über Silvester eh nicht in Pjatigorsk sondern in irgendeinem kleinen Dorf bei Stawropol (drei Stunden von hier) bei einer russischen Familie sein werde. Aber die anderen, die hier bleiben, hatten eigentlich geplant mit russischen Freunden hier zu feiern, welche auch extra deshalb hier bleiben wollten, statt nach hause zu fahren (was bisher nie ein Problem war).
Es läuft jetzt wahrscheinlich darauf hinaus, dass wir die Namen von allen, von denen wir wollen, dass sie hier bleiben, auf eine Liste schreiben und die bekommen dann eine offizielle Erlaubnis mit uns Silvester zu feiern.
Total bekloppt.
Es könnte ja auch noch Studenten aus wer-weiß-wo in Sibirien oder so geben, die auch hier bleiben wollten, weils weit ist, die aber, weil sie keine deutschen Freunde haben, jetzt gezwungen sind zu fahren.
Das ganze könnte sich natürlich noch als Gerücht herausstellen, hier ist sowieso nie irgendwas so, wie man es als erstes gesagt bekommt, aber trotzdem bleibt das Fazit:
Die spinnen, die Russen!
Ahhhhhhhhhhhhhhh!!!!
Ansatzweise leicht enerviert,
Isa
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