… klingt erstmal spannender als es ist.
Nachdem wir nach mehrstündiger Reise in immer kleiner werdenden Fahrzeugen am Zielort angekommen waren, gestaltete sich dieser als niedliches kleines russisches Bauernhäuschen im Dörfchen Nikolina Balka.
Das Haus besteht eigentlich aus zwei Häusern. Ein Teil mit Wohn-/Schlaf-/Esszimmer der Großmutter, Bad und Küche und der zweite Teil mit drei weiteren Schlaf- bzw. Wohnzimmern. Das Klo befindet sich auf dem Hof, direkt neben den Schweinen und sieht so aus:
Es war erheblich kälter als in Pjatigorsk, als wir losgefahren sind, aber Schnee gabs leider nicht. Die Häuser waren aber für russische Verhältnisse gut geheizt, nur auf dem Lokus fror man sich buchstäblich den Arsch ab.
Am 31. haben wir mittags alle zusammen die Salate für den Abend zubereitet. Es ist Tradition, an Silvester verschiedene Salate mit den Hauptzutaten Rote Bete, Kartoffeln, verschiedene Fischsorten und ganz viel Majonäse zu essen. Allgemein ist das Neujahrsfest hier ja eine Mischung aus unserem Weihnachten und Silvester und – wie wir feststellen mussten – auch karnevalistischen Elementen. Richtig christlich Weihanchten wird hier ja erst am 7.Januar gefeiert, aber das ist weitaus weniger verbreitet als novyj god (Neujahr).
Als alle Salate fertig waren, gegen sechs, gings auch schon daran, die wieder zu vertilgen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass das später stattfinden würde.
Gegen neun haben wir uns aufgemacht zum traditionellen Tanz um die Tanne. Wie der Weihnachtsbaum ist die Neujahrtanne hier auch fest integriert und in jedem Dorf steht irgendwo ein großer Baum und abends trifft man sich, um gemeinsam mit Djed Moros (Väterchen Frost) und Snegurotschka (Schnee…mädchen, Enkelin von Väterchen Frost) um ihn herum zu tanzen. Wir wurden schon vorsorglich auf den Ententanz vorbereitet, zu unserer großen Enttäuschung wurde da jedoch nichts draus. Das ganze entpuppte sich mehr als Jugenddisko mit einem unfähigen DJ und einer Preisverleihung am Ende für das beste Kostüm. Da sich jedoch nur zwei Leute verkleidet hatten, war das kein allzu großes Ereignis.
Katha mit Djed Moros und Snegurotschka
Schon wieder essen…
Um kurz vor zwölf kam dann die heiß ersehnte Putinrede, von der ich leider kein Wort verstanden habe, da die inzwischen recht zahlreich versammelte Familie (es kamen noch zwei Cousins hinzu) die ganze Zeit gequatscht hat. Naja, ich hatte eh gedacht, dass die Neujahrsansprache etwas länger dauert als drei Minuten. So konnte man, glaube ich, alles Gesagte in „Vielen Dank für die vergangenen acht Jahre und alles Gute im neuen Jahr.“ Zusammen fassen. Nachdem Putin geendet hatte, lauschten alle andächtig der Kremluhr, was man sich während der zwölf Schläge wünscht, geht nämlich in Erfüllung, und dann wurde angestoßen. Danach sind wir noch kurz auf die Straße gegangen um drei Raketen abzufeuern, weniger Feuerwerk hab ich glaube ich bisher nur in Frankreich an Silvester gesehen und dann gingen wir zu meiner großen Freude zum Tisch zurück. Es war nämlich doch echt kalt…
Während des Essens hat Tanja noch Geschenke an ihre Familie verteilt und sogar auch an Katha, Maria und mich. Es musste allerdings jeder etwas singen oder ein Gedicht aufsagen. Es kam mir aber so vor, als wäre diese Bescherung nicht so ganz traditionell, da Tanja die einzige ihrer Familie war, die Geschenke besorgt hatte. Tja, durch unsere Gaben wurde das Ganze dann jedoch auch noch ein bisschen in die Länge gezogen und keiner ging leer aus.
Wir saßen dann noch ein wenig beisammen, es kam noch der ein oder andere Verwandte oder Bekannte vorbei und nachdem wir zwei Uhr, also Neujahr in Deutschland abgewartet hatten, gingen wir dann auch schon zu Bett.
Insgesamt fand ich die Mischung der Feste irgendwie nicht so ganz gelungen. Für mich hat es sich weder nach Weihnachten noch nach Silvester angefühlt, das kann aber auch einfach an der Familie gelegen haben, die insgesamt eher etwas ruppig veranlagt ist und so – meinem Empfinden nach – kein wirkliches Gemeinschaftsgefühl aufkommen ließ.
Und das, wo hier Kollektive doch sooo wichtig sind!
Um mindestens eine Erfahrung reicher,
Isa
Ein Bild aus Nikolina Balka, sinnbildlich für alle russischen Dörfer.
1 Kommentar:
3 Raketen sind mehr Feuerwerk als ich in Tokyo erlebt habe: Da war nämlich buchstäblich NICHTS, absolut NICHTS... außer Menschenmassen die am Schrein anstehen um 5 Yen zu werfen...
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