Aufgrund von Geburtstagsfeiern, Ausflügen und Internetstreikereien hat es jetzt doch wieder etwas gedauert bis ich die Ankündigungen in die Tat umsetzen konnte. Naja, das versuche ich jetzt mal nachzuholen, damit ich das auch schaffe, fasse ich mich möglichst kurz.
Also:
Es waren einmal 11 Deutsche die hatten (u.a.) zwei russische Freunde. Bruder und Schwester.
Eines Tages wurde mal wieder ein Geburtstag gefeiert, 9 Deutsche und 3 Russen gingen in eine schrecklich schlechte Pizzeria (doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden) und plötzlich ging auf der einen Seite des Tisches eine mehr oder weniger unterdrückte Diskussion los. Beteiligt: 2 Deutsche, 1 Russin, 1 schweigender Russe.
Es ging ungefähr darum:
Wir Leipziger Studenten sind alle zusammen aus Deutschland gekommen, wir studieren zusammen und leben größtenteils seit 4 Monaten zusammen. Sprich: Wir sind ein Kollektiv.
Wenn einer feiert, feiern alle.
Warum sind nicht immer alle anwesend.
Wenn es eine Unterhaltung gibt, sind alle beteiligt.
Warum unterhalten sich 10+, die um einen Tisch sitzen, (bei lauter Musik) nicht alle zu einem gemeinsamen Thema.
Wenn einer einen Ausflug machen will, kommen alle mit.
Warum haben manche andere Pläne oder einfach keine Lust und bleiben zu hause.
Das ist die Kurzfassung eines Streits der leider den Geburtstag komplett versaut hat und nicht mal zu einer Lösung geführt hat.
Denn eine Lösung gibt es nicht. Da das Problem (das unserer (deutschen) Meinung nach nicht existierte) in den verschiedenen Mentalitäten verankert liegt.
Für uns bedeutet die Tatsache, dass wir alle deutsch sind, noch lange nicht, dass wir auch beste Freunde sind. Dass wir nicht unbedingt alle beste Freunde sind, bedeutet allerdings wiederum auch nicht, dass man nicht trotzdem mal zusammen feiern kann. Völlig unverständlich für unsere russischen „Freunde“. Entweder ist man befreundet oder halt eben nicht. Und wir 11 sind für das Geschwisterpaar auch alle gleich. Was für uns ziemlich unvorstellbar ist, da ich z.B. einfach definitiv weniger mit den beiden rede/verkehre/mich beschäftige als 3-4 andere unserer Gruppe.
Naja, nachdem der Abend eh schon versaut war, haben sich letztendlich doch wieder alle eingekriegt, was auch gut so war, da am nächsten Tag ein gemeinsamer Wochenend-Ausflug anstand. (Im Großen und Ganzen sogar wirklich mit ALLEN zusammen. Welche Freude.)
Ich weiß nicht, ob das Problem, welches kein Problem ist, richtig rüberkam, aber jedenfalls wurde uns an diesem Abend klar, dass wir einfach etwas individualistischer geprägt sind und außerdem unsere Mitmenschen meistens etwas länger prüfen, bevor wir sie als Freunde bezeichnen.
Hier hingegen zählt das Kollektiv.
So sollten wir ja z.B. auch als Kollektiv bestraft werden, als es darum ging, dass zwei von uns negativ aufgefallen sind und deshalb eigentlich hätten aus dem Wohnheim fliegen sollen. Da hieß es: Ok, diesmal haben die noch Glück gehabt, aber sobald einer von euch sich irgendeinen weiteren Fehltritt erlaubt, fliegt ihr alle!
Das konnten wir zwar verhindern, aber es zeigt sehr schön das russische Denken.
So gibt es viele kleine Beispiele von nicht alleine einkaufen gehen über viel zu anhängliche russische „Freundinnen“ bis zu dem Urteil, dass wir hier ja alle keine guten Freunde sind, da wir nicht täglich telefonieren, wenn der ein oder andere mal für ein paar Tage unterwegs ist.
Ok, das mit dem kurz fassen hat nicht ganz geklappt, aber es ist auch einfach ein nicht auszudiskutierendes Thema.
Aus inzwischen längst wieder normalisierten Verhältnissen,
Isa
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1 Kommentar:
Ja, das sich der deutsche Begriff des Wortes "Freund" von vielen anderen Ländern unterscheidet, ist mir auch schon aufgefallen. Insbesondere für die Amerikaner ist ja selbst der entfernteste Bekannte ein "Friend" - allerdings kam auch das Wort Friend bei der Übersetzung von Bekannter bei dic.leo.org heraus. Sehr interessant meiner Meinung nach. Nichtsdestrotrotz bezeichne ich dennoch die meisten hier als acquaintances, woraufhin dann einige leicht beleidigt sind. Egal, denn: Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste was man hat auf der Welt, sing* Und Leute, mit denen man mal Smalltalk gemacht hat, sind nun mal weder Freunde, noch Friends, noch Tomodachis (jap. Begriff für Freund).
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