Sonntag, 27. Januar 2008
Das wars...
am Freitag haben wir unsere Zeugnisse, allesamt mit exzellenten Noten, bekommen, das Wochenende mit den letzten Einkäufen, Aktivitäten und Feiern verbracht und nun sind die Koffer gepackt und gewogen und theoretisch sollte alles klappen.
Es bleiben nur noch ein paar Stunden zu vertreiben bis wir uns morgen Früh um halb 11 russischer Zeit mit dem Bus Richtung Flughafen aufmachen. Wenn alles glatt geht, kommen wir dann gegen 11 Uhr abends deutscher Zeit in Berlin an.
Da dann leider keine Züge mehr fahren, werde ich mit Krissi die Nacht am Bahnhof durchwachen um dann mit dem ersten Zug nach Leipzig zu fahren.
Nach vier Wochen in Deutschland mach ich mich dann auf den Weg Johanna in Ouagadougou zu besuchen. Vielleicht gibt es aus diesem Anlass hier dann nochmal ein paar Berichte von mir. Auf jeden Fall empfehle ich noch jedem interessierten Leser Johannas Seiten: http://ouaga.wordpress.com/ und http://voyagesenafrique.wordpress.com/ :-)
Außerdem werde ich selbst natürlich weiterhin verfolgen, was Britta so in Japan treibt, viel Spaß auch euch dabei!
Zum letzten Mal aus Pjatigorsk, nördlicher Kaukasus, Russland,
Isa
Donnerstag, 24. Januar 2008
Die letzten Tage
Zwei Gipfel des Beschtaus mal von etwas näher.
Der Maschuk mal von Weitem.
Ein Stück Zentralkaukasus.
Und noch eins.
Die Buckel des Elbrus' von 3500m Höhe.
Der Elbrus vom Maschuk aus.
Und noch mal.
Und nochmal, kurz nach Sonnenuntergang.
Und der Beschtau wieder von Weitem.
Und uns dem Namen nach unbekannte Berge im Nebel.
Das ist sooooo schöööön.
Bezaubert,
Isa
Schnee in Tokyo
Nächste Woche sind leider Final Exams, so dass ich eigentlich die ganze Zeit lernen sollte, hust*
Und daher wars das jetzt auch schon in Kürze, viele Grüße nach Deutschland, Britta
Samstag, 19. Januar 2008
Einkaufen
Magnit
Einmal über die Straße und wir sind da. Ein putziger kleiner Supermarkt mit mehreren Filialen in jeder Stadt. Man kommt rein und muss erstmal sämtliche Taschen einschließen - wird ganz schön seltsam, wieder mit Rucksack durch ein Geschäft laufen zu dürfen. Dann wird man von einem total hilfsbereiten Verkäufer widerlich angegrinst und macht sich ignoranterweise selbst auf die Suche nach dem, was man gerne hätte. Theoretisch gibt es alles was man braucht. Praktisch findet man eimal einen tollen Saft oder leckere Marmelade oder fast echten Joghurt und wenn man das nächste Mal einkaufen geht und sich schon auf den folgenden Genuss freut, dann heißt es erstmal suchen und nicht finden. Wenn man Glück hat, gibt es das ersehnte Produkt nach 3-4 Woche jedoch wieder im Sortiment.
Was störender ist, ist der zeitweilige Wasser - oder Milchmangel. Manchmal sind die entsprechenden Regale halt einfach gähnend leer (oder mit irgendetwas anderem aufgefüllt.) Aber verdurstet ist bisher trotzdem noch keiner. :-)
An der Kasse sollte man am besten immer genügend Kleingeld bereit halten um die armen, genervten Kassiererinnen zufrieden zu stellen. Abgesehen davon ist so ein Magnit-Besuch eine der besten Möglichkeiten, mal einen Tausender klein zu machen.
Mittwoch, 16. Januar 2008
Das Schwein oder Essengehen auf die russische Art
Gegen 19 Uhr wieder in Pjatigorsk angekommen, haben wir uns überlegt, als Abschluss des schönen Tages noch gemeinsam etwas essen zu gehen. Wir, das waren Anne, Saskia, Johanna, Martin, Dima (unser Stammrusse) und ich.
Da das mit dem Essengehen in Russland immer so ne Sache ist, wollten wir (ich jedenfalls) am liebsten eine Lokalität aufsuchen, in der irgendwer schon mal gute Erfahrungen gemacht hat. Das erste Ziel dieser art war jedoch recht voll – es war ja auch immerhin der 6.Januar, d.h. ein Tag vor dem hiesigen Weihnachten – und für einen großen Tisch (den wir zu sechst wohl brauchen sollten) hätten wir einen Mindestverzehr von 1500Rubeln (ca. 45€) haben sollen. Da nicht alle was essen wollten, hielten wir die Summe für utopisch und gingen weiter. Ich wollte mich eigentlich schon nach Hause absetzen ließ mich jedoch überzeugen, doch noch mitzukommen. Auf dem Weg zum nächsten bereits erprobten Ziel (dem Restaurant, wo wir Heiligabend verbracht haben) kamen wir an einem ziemlich leeren, kleineren Restaurant mit dem schönen deutschen Namen „Erfolg“ vorbei. Da es arschkalt war, (fast) alle ziemlichen Hunger und wir keine Lust auf weitere überfüllte Cafés hatten beschlossen wir spontan, dem Erfolg eine Chance zu geben.
Und da nahm das Unglück seinen Lauf…
Zuerst war noch alles erstaunlich unkompliziert. Die Kellnerin war nett, wir durften Tische zusammenstellen und die Speisekarte gab auch einiges her.
Doch schon bei der Bestellung der Getränke ging es los: Pepsi und 7up sind aus, es gibt nur Mirinda… Naja, nicht neues, dann trinkt man eben neonfarbene Limonade…
Bei der Essensbestellung war die Kellnerin wohl plötzlich schwerhörig, wir mussten jeder dreimal sagen was wir wollen. Ich wollte etwas bestellen, was meiner Wortinterpretation nach eine Roulade hätte sein sollen. Bei meiner Bestellung meine die Kellnerin irgendwas von wegen „Preis pro 100g“, ich dachte mir nichts Böses dabei und bestellte trotzdem. Von den anderen wusste auch keiner so genau, was sie jetzt genau erwartete. Das erste was gebracht wurde, waren zwei Suppen und stellte sich sogar als erstaunlich genießbar heraus. Doch danach hieß es erstmal lange, lange warten. Vereinzelt kam mal ein Teller Pommes oder auch zwei, die eigentlich als Beilage gedacht waren, doch das Hauptgericht dazu, ließ weiterhin auf sich warten. Dafür bekamen wir viele Körbe Brot. Das ist an sich schon mal ein ziemlich ungewöhnlicher Service, dass zeigte sich dann daran, als die Kellnerin wieder einen auf taub machte und einfach ignorierte, dass wir gesagt haben, dass wir kein Brot mehr wollen, als sie danach fragte…
Irgendwann kam ein Teller mit Schweineohren, den leider keiner von uns bestellt hatte…naja, schwerhörig halt…
Später gab’s dann sogar noch zwei fehlende Hauptgerichte, die dazugehörenden Pommes waren zwar schon fast getilgt, aber immerhin. Der dritte Teller Pommes, das dazu gehörige Hauptgericht und mein Kartoffelpüree mit der dazubestellten Roulade hatte sich auch noch nicht blicken lassen.
Aufgrund des langen Wartens stellte sich auch wieder Durst ein, zwei Mirandas (die es ja vorher nur gab) wurden bestellt. Nach ungelogenen 20-30 Minuten kam die inzwischen etwas genervte Kellnerin um mitzuteilen, dass die Mirinda aus gewesen sei, jetzt aber eine neue Lieferung gekommen wäre und es jetzt Cola, Pepsi und Mirinda gebe, was die beiden, die Mirinda bestellt hatten, denn nun haben wollen würden. Sie sagten: zwei Mirindas.
Kurze Zeit später bekamen sie zwei Gläser 7Up. Wir erklärten uns das so, dass Frau Kellnerin wohl so auf 7 Up fixiert gewesen ist, dass sie weder gehört hat, was sie selbst, noch was Saskia gesagt hat… Naja, 7Up ist ja auch ok…
Inzwischen saßen wir schon gute anderthalb Stunden in dem äußerst zugigen Restaurant mit einer Musikauswahl von 5 Liedern und hatten immer noch nicht alle gegessen. Der dritte Teller Pommes war zwar zwischendurch aufgetaucht, aber leider völlig verkohlt und deshalb ungenießbar. Also fragte Dima mal nach, was mit seinem Huhn und meinem Gericht sei. Ja, es sollte „bald, bald“ kommen. Wir waren kurz davor schon zu gehen,
dann kam das:
Leider Gottes entpuppte sich meine Roulade als ein Eisbein.
So erklärte sich immerhin die lange Zubereitungszeit. Und ich muss wohl auch zugeben, dass das das einzige war, an dem die Kellnerin NICHT Schuld war. Ich hatte es ja bestellt, obwohl sie mich darauf hingewiesen hatte, dass man das was-auch-immer nach Gewicht bezahlt.
Auf mein zaghaftes Nachfragen bekam ich die Auskunft, dass es sich um ca. 700-800 Gramm handelte. Na, wenn’s weiter nichts ist.
Der Appetit war mir sowieso schon vergangen und bei dem Anblick erst Recht, aber man packte mir völlig selbstverständlich das ganze Vieh ein.
Naja, Dimas Huhn und mein Kartoffelpüree waren allerdings einfach komplett vergessen worden. Da hätten wir also noch lange warten können.
Also bestellten wir die Rechnung.
Das nächste Abenteuer war gewiss.
Es standen nicht nur die Schweineohren, die wir weder bestellt noch gegessen hatten auf der Rechnung, sondern auch die beiden Mirindas, die in Form von 7Up gekommen waren plus die 7Ups, die gekommen waren (also zwei Getränke zuviel). Außerdem stellte sich heraus, dass ich nicht 700 oder 800 Gramm Schwein bekommen hatte, sondern 1200 für 804 Rubel (knapp 25€).
Und für den ganzen verkorksten Abend standen auch noch die üblichen 10 Prozent Bedienung mit auf der Rechnung. Gut 200Rubel. D.h. um die 6Euro für die grottigste Kellnerin die mir je begegnet ist.
Als Dima sich über die Unklarheiten beschweren wollte, entwickelte sich eine Diskussion in die sich noch sämtliche andere Gäste und ein gerade vorbeigekommener Milizionär einmischten. Es wurde immer später und später und wir mussten schon fürchten vielleicht nicht mehr pünktlich zum Wohnheim zurückzukommen bzw. die letzte Straßenbahn nicht zu erreichen.
Im Endeffekt wurden die Ohren, die überzähligen Getränke und das Trinkgeld von der Rechnung genommen. Wir sparten uns den Stress auch noch getrennt zu bezahlen und flüchteten samt Schwein aus dem Restaurant und bekamen grade noch die letzte Bahn. Dank Martin musste ich mein Schwein nicht mal selber tragen und im Wohnheim angekommen sorgte dieses auch noch für die allgemeine Belustigung derer, die nicht mit unterwegs gewesen waren.
Zur Rechnung hatten wir noch einen Anstecker mit Lermontows Kopf darauf bekommen, die Erklärung dazu hatte jedoch keiner verstanden. Daher wurde der Anstecker kurzerhand in einen Schweineorden umgewandelt und mir sehr feierlich in unsere Küche verliehen.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge,
Isa
PS: Dieser Abend war natürlich ein Extrembeispiel für Essengehen der russischen Art. Es gibt schon Lokalitäten, in denen man auch bekommt, was man bestellt und wo die die Rechnung stimmt und manchmal ist auch die Bedienung zuvorkommend, wirklich freundliches Personal ist hingegen schon wieder eine wahre Seltenheit. Das SO viel schief geht ist jedoch wirklich eine Ausnahme.
PPS: Das Schwein wurde am nächsten Tag von ein paar ganz Mutigen probiert. Da es jedoch zu 50 % aus Knochen und zu weiteren 30% aus Fett bestand, kam es nicht ganz so gut an. Nachdem es noch einen weiteren Tag im Kühlschrank gefristet hatte, habe ich es dann den Straßenhunden gespendet, welche es auch - soweit sichtbar – restlos verputzt haben. Also bleiben mir von dem Zwischenfall nur noch die unangenehme Erinnerung, einige Fotos und der Orden. ;-)
Sonntag, 13. Januar 2008
Von gefrorenem, klarem und heißem Wasser - Ein Ausflug in Bildern
Ironie des Schicksals
Die Geschichte ist eigentlich schnell erzählt: Ein Mann kommt in völlig betrunkenem Zustand nach Leningrad (Petersburg), denkt jedoch, er wäre in seiner Heimatstadt Moskau. Gibt seine Adresse an, wird zu einer gleich lautenden Adresse in Leningrad gefahren, geht in das Haus, sein Schlüssel passt, auch die Wohnungseinrichtung ähnelt der seinen. Da immer noch betrunken legt er sich ins fremde Bett und wird später von der eigentlichen Bewohnerin geweckt. Nachdem geklärt ist, dass er sich geirrt hat und nicht sie, will sie ihn so schnell wie möglich loswerden, da sie Besuch erwartet und eigentlich auch einen Heiratsantrag. Ihr zukünftiger kommt, glaubt ihr die Geschichte des Fremden, der sich in der Stadt vertan haben soll natürlich nicht und so entspinnt sich ein ewiges Hin und Her, bei dem ständig irgendwer klingelt und das natürlich damit endet, dass die Leningraderin sich in den Moskauer verliebt und diesem hinterher reist, als sie ihn grade endlich losgeworden ist.
Insgesamt einfach etwas zuuuu lang, aber sonst sehr nett und vor allem mit schöner Musik untermalt. Da ich den Film zu Neujahr auf DVD bekommen habe, haben wir ihn uns dann nicht ganz der Tradition getreu erst später angesehen. 2007 wurde allerdings eine Fortsetzung gedreht, in der sich eigentlich die ganze Geschichte komplett wiederholt. Nicht ganz so nett wie das Original, aber dafür auch nur halb so lang, haben wir uns diesen Film kurz später auch im Kino gegönnt.
Irgendwie kann ich grade nicht wirklich schreiben, aber das ist wohl Schicksal…
Isa
Neujahr auf dem Bauernhof
Nachdem wir nach mehrstündiger Reise in immer kleiner werdenden Fahrzeugen am Zielort angekommen waren, gestaltete sich dieser als niedliches kleines russisches Bauernhäuschen im Dörfchen Nikolina Balka.
Das Haus besteht eigentlich aus zwei Häusern. Ein Teil mit Wohn-/Schlaf-/Esszimmer der Großmutter, Bad und Küche und der zweite Teil mit drei weiteren Schlaf- bzw. Wohnzimmern. Das Klo befindet sich auf dem Hof, direkt neben den Schweinen und sieht so aus:
Es war erheblich kälter als in Pjatigorsk, als wir losgefahren sind, aber Schnee gabs leider nicht. Die Häuser waren aber für russische Verhältnisse gut geheizt, nur auf dem Lokus fror man sich buchstäblich den Arsch ab.
Am 31. haben wir mittags alle zusammen die Salate für den Abend zubereitet. Es ist Tradition, an Silvester verschiedene Salate mit den Hauptzutaten Rote Bete, Kartoffeln, verschiedene Fischsorten und ganz viel Majonäse zu essen. Allgemein ist das Neujahrsfest hier ja eine Mischung aus unserem Weihnachten und Silvester und – wie wir feststellen mussten – auch karnevalistischen Elementen. Richtig christlich Weihanchten wird hier ja erst am 7.Januar gefeiert, aber das ist weitaus weniger verbreitet als novyj god (Neujahr).
Als alle Salate fertig waren, gegen sechs, gings auch schon daran, die wieder zu vertilgen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass das später stattfinden würde.
Gegen neun haben wir uns aufgemacht zum traditionellen Tanz um die Tanne. Wie der Weihnachtsbaum ist die Neujahrtanne hier auch fest integriert und in jedem Dorf steht irgendwo ein großer Baum und abends trifft man sich, um gemeinsam mit Djed Moros (Väterchen Frost) und Snegurotschka (Schnee…mädchen, Enkelin von Väterchen Frost) um ihn herum zu tanzen. Wir wurden schon vorsorglich auf den Ententanz vorbereitet, zu unserer großen Enttäuschung wurde da jedoch nichts draus. Das ganze entpuppte sich mehr als Jugenddisko mit einem unfähigen DJ und einer Preisverleihung am Ende für das beste Kostüm. Da sich jedoch nur zwei Leute verkleidet hatten, war das kein allzu großes Ereignis.
Schon wieder essen…
Um kurz vor zwölf kam dann die heiß ersehnte Putinrede, von der ich leider kein Wort verstanden habe, da die inzwischen recht zahlreich versammelte Familie (es kamen noch zwei Cousins hinzu) die ganze Zeit gequatscht hat. Naja, ich hatte eh gedacht, dass die Neujahrsansprache etwas länger dauert als drei Minuten. So konnte man, glaube ich, alles Gesagte in „Vielen Dank für die vergangenen acht Jahre und alles Gute im neuen Jahr.“ Zusammen fassen. Nachdem Putin geendet hatte, lauschten alle andächtig der Kremluhr, was man sich während der zwölf Schläge wünscht, geht nämlich in Erfüllung, und dann wurde angestoßen. Danach sind wir noch kurz auf die Straße gegangen um drei Raketen abzufeuern, weniger Feuerwerk hab ich glaube ich bisher nur in Frankreich an Silvester gesehen und dann gingen wir zu meiner großen Freude zum Tisch zurück. Es war nämlich doch echt kalt…
Während des Essens hat Tanja noch Geschenke an ihre Familie verteilt und sogar auch an Katha, Maria und mich. Es musste allerdings jeder etwas singen oder ein Gedicht aufsagen. Es kam mir aber so vor, als wäre diese Bescherung nicht so ganz traditionell, da Tanja die einzige ihrer Familie war, die Geschenke besorgt hatte. Tja, durch unsere Gaben wurde das Ganze dann jedoch auch noch ein bisschen in die Länge gezogen und keiner ging leer aus.
Wir saßen dann noch ein wenig beisammen, es kam noch der ein oder andere Verwandte oder Bekannte vorbei und nachdem wir zwei Uhr, also Neujahr in Deutschland abgewartet hatten, gingen wir dann auch schon zu Bett.
Insgesamt fand ich die Mischung der Feste irgendwie nicht so ganz gelungen. Für mich hat es sich weder nach Weihnachten noch nach Silvester angefühlt, das kann aber auch einfach an der Familie gelegen haben, die insgesamt eher etwas ruppig veranlagt ist und so – meinem Empfinden nach – kein wirkliches Gemeinschaftsgefühl aufkommen ließ.
Und das, wo hier Kollektive doch sooo wichtig sind!
Um mindestens eine Erfahrung reicher,
Isa
Freitag, 11. Januar 2008
Philharmoniebesuch in Kislowodsk
Da ich am Sonntag mit Katha und Maria schon nach Stawropol gefahren bin um dort Neujahr zu feiern, konnten wir leider nur den ersten Teil miterleben.
Wir fuhren also mit dem fast vollständigen Kollektiv nach Kislowodsk, trafen den Rest des Kollektivs, flanierten gemeinsam durch die sonnige, kalte (ok, nur -2°) Stadt, bestaunten die städtische Neujahrstanne, die in jedem Stadtzentrum steht, ...
...kehrten kurz in einem Schnellrestaurant ein und begaben uns dann gegen halb vier zur schönen in der Sonne glänzenden Philharmonie. Über irgendwelche Bekannten von Bekannten wurden wir reingeschmuggelt, so dass das Neujahrskonzert uns keine Kopeke kostete. Das Programm war bunt gemischt und wurde von einer festlich geschmückten Moderatorin geleitet. Es ging von Webber über Strauß und Tschaikowski zu Brahms und Offenbach. Insgesamt sehr nett. Für leichte Verwirrung sorgte jedoch ab und an der Dirigent, wenn er entweder seinen Stab von sich warf oder ihn einfach beiseite legte um mit der ersten Cellistin ein simuliertes Teekränzchen zu halten. Sehr gefreut haben wir uns hingegen über die Erklärung der Moderatorin zum deutschen Namen „Strauß“. Denn sie übersetzte das Wort und freute sich ihrerseits darüber, dass das ja so passend sei, da das Programm ja auch ein bunter Strauß an Musikstücken wäre.
So ging das Konzert zu ende und mein zweiter Besuch in Kislowodsk auch. Wir warteten noch alle gemeinsam am Bahnhof, dann verabschiedeten Katha, Maria, Miriam (die am Sonntag nach Wolgograd fuhr) und ich den Rest unseres Kollektivs, wünschten schon mal einen guten Rutsch und fuhren wieder ins heimatlich Pjatigorsk.
Fröhlich beschallt,
Isa
Westlicher Induvidualismus vs. exkommunistischen Kollektivismus oder Freunde??
Also:
Es waren einmal 11 Deutsche die hatten (u.a.) zwei russische Freunde. Bruder und Schwester.
Eines Tages wurde mal wieder ein Geburtstag gefeiert, 9 Deutsche und 3 Russen gingen in eine schrecklich schlechte Pizzeria (doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden) und plötzlich ging auf der einen Seite des Tisches eine mehr oder weniger unterdrückte Diskussion los. Beteiligt: 2 Deutsche, 1 Russin, 1 schweigender Russe.
Es ging ungefähr darum:
Wir Leipziger Studenten sind alle zusammen aus Deutschland gekommen, wir studieren zusammen und leben größtenteils seit 4 Monaten zusammen. Sprich: Wir sind ein Kollektiv.
Wenn einer feiert, feiern alle.
Warum sind nicht immer alle anwesend.
Wenn es eine Unterhaltung gibt, sind alle beteiligt.
Warum unterhalten sich 10+, die um einen Tisch sitzen, (bei lauter Musik) nicht alle zu einem gemeinsamen Thema.
Wenn einer einen Ausflug machen will, kommen alle mit.
Warum haben manche andere Pläne oder einfach keine Lust und bleiben zu hause.
Das ist die Kurzfassung eines Streits der leider den Geburtstag komplett versaut hat und nicht mal zu einer Lösung geführt hat.
Denn eine Lösung gibt es nicht. Da das Problem (das unserer (deutschen) Meinung nach nicht existierte) in den verschiedenen Mentalitäten verankert liegt.
Für uns bedeutet die Tatsache, dass wir alle deutsch sind, noch lange nicht, dass wir auch beste Freunde sind. Dass wir nicht unbedingt alle beste Freunde sind, bedeutet allerdings wiederum auch nicht, dass man nicht trotzdem mal zusammen feiern kann. Völlig unverständlich für unsere russischen „Freunde“. Entweder ist man befreundet oder halt eben nicht. Und wir 11 sind für das Geschwisterpaar auch alle gleich. Was für uns ziemlich unvorstellbar ist, da ich z.B. einfach definitiv weniger mit den beiden rede/verkehre/mich beschäftige als 3-4 andere unserer Gruppe.
Naja, nachdem der Abend eh schon versaut war, haben sich letztendlich doch wieder alle eingekriegt, was auch gut so war, da am nächsten Tag ein gemeinsamer Wochenend-Ausflug anstand. (Im Großen und Ganzen sogar wirklich mit ALLEN zusammen. Welche Freude.)
Ich weiß nicht, ob das Problem, welches kein Problem ist, richtig rüberkam, aber jedenfalls wurde uns an diesem Abend klar, dass wir einfach etwas individualistischer geprägt sind und außerdem unsere Mitmenschen meistens etwas länger prüfen, bevor wir sie als Freunde bezeichnen.
Hier hingegen zählt das Kollektiv.
So sollten wir ja z.B. auch als Kollektiv bestraft werden, als es darum ging, dass zwei von uns negativ aufgefallen sind und deshalb eigentlich hätten aus dem Wohnheim fliegen sollen. Da hieß es: Ok, diesmal haben die noch Glück gehabt, aber sobald einer von euch sich irgendeinen weiteren Fehltritt erlaubt, fliegt ihr alle!
Das konnten wir zwar verhindern, aber es zeigt sehr schön das russische Denken.
So gibt es viele kleine Beispiele von nicht alleine einkaufen gehen über viel zu anhängliche russische „Freundinnen“ bis zu dem Urteil, dass wir hier ja alle keine guten Freunde sind, da wir nicht täglich telefonieren, wenn der ein oder andere mal für ein paar Tage unterwegs ist.
Ok, das mit dem kurz fassen hat nicht ganz geklappt, aber es ist auch einfach ein nicht auszudiskutierendes Thema.
Aus inzwischen längst wieder normalisierten Verhältnissen,
Isa
Mittwoch, 9. Januar 2008
北海道・Hokkaido
Am Sonntag, dem 23.12. sind wir um 6h40 gen Sapporo, der Hauptstadt der nördlichsten Insel Japans, gestartet. Der Flug dauert etwa 1 ½ Std. und die Strecke Tokyo-Sapporo gehört zu den meist beflogensten Flugstrecken der Welt (mind. 10 Flüge pro Tag).
Mit dabei waren Yo, Taiwanesin aus New York, Jeremy, Taiwanese aus Canada, Daisuke und Satoshi aus Japan und meine Wenigkeit.
Angekommen haben wir uns erstmal ein Auto gemietet und sind zum Fischmarkt nach Sapporo aufgebrochen, wo wir auch gegessen haben (ich kann keinen Fisch mehr sehen, und nein, ich mag auch kein Sushi!). Danach waren wir Shoppen und haben die Illumination besichtigt.
Den Heiligabend haben wir Skifahrend auf der Piste verbracht. Merkwürdigerweise gibt es zwar bei der Metro und bei allen Zügen Ticketschranken (d.h. man kommt gar nicht auf den Bahnsteig, wenn man kein Ticket hat – genau wie in den Pariser Metros), aber bei den Skiliften nicht. Stattdessen stand da ein Angestellter und hat sich die Skipässe, die an einer Binde am Arm getragen werden, angeschaut. Auch war die absolut fehlende Sicherung bei den Liften etwas merkwürdig für mich – man saß komplett frei in seinem Sessellift.
Da keiner von den Vieren jemals Weihnachten gefeiert hat, war es für sie alles recht normal. Abends gab es noch ein Feuerwerk, was wirklich sehr schön war. Mein einziges Geschenk an dem Tag bestand aus 3 Miniplätzchen, die beim Feuerwerk an Kinder verteilt worden sind – und ich hab mich darüber ernsthaft gefreut.
Ich habe Weihnachten, oder zumindest den Sinn (sprich Jesus Geburt), intensiver erlebt, insgesamt gehe ich auch, seit ich in Japan bin, öfters in die Kirche und würde sagen, dass ich in meinem Glauben stärker geworden bin.
Am zweiten Weihnachstfeiertag sind wir zum Lake Toya, einem Naturpark, aufgebrochen, wo wir nicht nur geritten sind, sondern auch in einem Onsenhotel übernachtet haben. Die Aussicht war wunderschön…
Am Donnerstag ging es dann leider über Otaru schon zurück nach Sapporo, wo wir abends den Flieger hatten. Otaru ist scheinbar touristisch sehr populär, der Grund hat sich mir leider nicht erschlossen. Zwar kann man den Ozean sehen, dies ist aber aufgrund der Fabriken, die am Ufer stehen, jetzt nicht das Erlebnis schlechthin.
Sonntag, 6. Januar 2008
Demnächst...
- Kislowodsk - die Zweite
- Neujahr auf dem Bauernhof
- "Ironie des Schicksals"
- Gefrorene Wasserfälle und heiße Quellen
- Das Schwein
Man darf gespannt sein. ;-)
Isa